Michael Weihe, deutscher Bildhauer, Gustav-Weidanz-Preis, Brehna, Steinmetzwerkstatt, Prof. Bernd Göbel, Bildhauerkunst, Hochschule für industrielle Formgestaltung Halle, Burg Giebichenstein, Plastiken, Denkmäler, Brunnen, Puppentheater, freischaffender Künstler

Deine wahre Aufgabe ist es, deinen Traum zu retten“,   Modigliani

Refugium Brehna

Brehna ist ein beschaulicher Ort zwischen Halle und Bitterfeld an der B 100. Die einstigen Ackerflächen um Brehna und Landsberg bei Halle sind Industrieparks und Ge­werbegebieten gewichen. Was könnte einen Ortsfremden dazu verführen, einen Ort wie Brehna aufzusuchen? 

Nur wenige Menschen wissen, dass hier einst Katharina von Bora in einem Nonnenkloster lebte. Die roma­nische Stadtkirche ist eines der ältesten Zeugnisse einer Ge­schichte, welche bis ins 11. Jahrhundert zurückreicht. Unweit von Brehna hinter der Großverzinkerei und „Schraubenjäger“ kann man von der B 100 aus die roma­nische Doppelkapelle Landsberg erkennen.

Wer den Ort von Halle kommend aufsucht und endlich Autohaus und Einkaufspark hinter sich gelassen hat, fin­det sich in einem von Bäumen gesäumten Straßenzug der Kleinstadt wieder. Der aufmerksame Besucher wird auf der linken Seite eines ungewöhnlichen Hauses gewahr, an dessen Giebel ein steinerner Engel seinen Blick Richtung Gewerbegebiet richtet. Die Tür des Hauses ist bemalt mit biblischen Gestalten, Christophorus, Franziskus, Johannes, dem Erzengel Michael und Maria mit dem Christuskind, in den Fensterbänken Skulpturen.

Hier lebte und arbeitete der Bildhauer Michael Weihe in der 3. Generation einer Bildhauerdynastie, bevor er im Sommer 2012 mit nur 51 Jahren verstarb.

Die Steinskulpturen, zugewachsen im Gartengrün, der bezaubernde Innenhof mit den träumenden Steinköpfen und dem schwebenden Vogelhaus, die Werkstatt steinstaubgrau, Figuren, eine farbige Holzengelfrau dazwischen, der Flur licht, voller farbiger Ornamente, Hellblau, Rosa, Gold, dahinter die kleine Küche voll von Bildern und Gedanken, der Blick zum Hof. Im Obergeschoss ein Raum mit alten Kinosesseln. Das Bühnenbild der selbst gebauten Puppenbühne zeigt Lazarus, von zwei besorgt dreinschauenden Engeln emporgetragen. Daneben, auf einem Sofa, liegen die wundervollen tragikkomischen Puppenfiguren des Bildhauers: Gretel, Teufel, Heinz der Säufer, der König, eine reiche Dame, Prometheus, der Lehrer – wir glauben sie alle zu kennen. Der alte Bär daneben scheint diese zu behüten – was für eine Flut von Bildern. 

Michael Weihe lebte abseits aller ungestümen Umwäl­zungen der letzten 20 Jahre. Fließendes Wasser, eine ordentliche Flex, eine gute Kamera sind fast die einzigen Neuerungen hier. Sein Lebensraum war ihm Schutzraum.

Cornelia Weihe

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